Barbara Bansi
(1777 - ???)
Mein Besuch auf der Insel Ischia im Jahre 1805, in «Miszellen für die neuste Welkunde», 1811
- (Casamicciola, Sentinella) Eine von Myrthenzweigen beschattete Terrasse diente als Eingangssaal, von wo man eine himmlische und noch viel schönere Aussicht hatte, als von jener Stelle, auf welcher meine Träger geruht hatten. Ich musste nun aber wohl auch in die Zimmer gehen. Ich fand eine betagte Frau, deren regelmässige Gesichtszüge und Achtung gebietendes Äussere mir Ehrfurcht einflössten. Es war die Urgrossmutter der Familie, eine Matrone von zweiundachtiz Jahren. Ein stilles Friedensleben hatte kaum ihre Stirn gefurcht. Sie sprach gern, und am liebsten von verflossenen Zeiten. Sie nahm mich sogleich bei den Händen und sagte: «Sie sind krank; sein Sie willkommen. Sie werden bei uns genesen. Für Fremde ist das Wasser unserer Insel von bewunderungswürdigen Tugenden, nur für die Eingeborenen hat es keine Heilkraft». -
- „Man hat mir gesagt Sie wären Malerin, Vor zweiunddreissig Jahren kam ein junges Frauenzimmer in dies Haus. Sie hat mein Bildnis gemacht, weil sie mich schön fand. Der Vater der Künstlerin ist auch Maler gewesen. Da hat er denn meinen Mann gemalt, der bald nachher gestorben ist".
Ich schlug die Augen auf, und sah das gutgearbeitete Bildnis eines Mannes, signiert mit dem Namen Kaufmann. Der Name überraschte mich. Er mahnte mich an die unsterbliche Angelika, meine Ländsmannin, deren Vater ja auch Maler gewesen. Und in der Tath, bald wurde ich überzeugt, dass er und sie es waren, die vor dreissig Jahren auf dieser Insel weilten. Der Gedanke nur, Angelika habe das gleiche Haus bewohnt, in welchem ich mich jetzt befand, machte mir den Aufenthalt noch viel angenehmer. Auch ich, sobald ich etwas hergestellt war, machte das Bildnis der guten Alten, die einst der berühmtesten Künstlerin des vorigen Jahrhunderts zum Modell gedient hatte.